CMAS Unterwasser Foto- und Video Weltmeisterschaft 2019 in Teneriffa
Vom 17. – 22. September fand in Las Galletas die 17. CMAS Foto- und Video Weltmeisterschaft statt. Ich, der UW-Fotograf Fritz Liechti und der Video-Spezialist Matthias Lebo konnten als Swiss National-Team die Schweiz in Teneriffa vertreten. Wir hatten uns bei den Schweizer Ausscheidungen des SUSV für die Teilnahme an der WM qualifiziert. Jeder hatte als Model seinen besten Tauchbuddy, oder seine Partnerin mit dabei. 21 Nationen bei den Fotografen und 8 Nationen im Video waren bei der WM am Start. So hatten sich nahezu 50 Teams zum Wettkampf eingefunden. Da waren nebst vielen Europäern auch Japaner, Koreaner, die Chilenen etc. mit dabei. Kurz, ein wild zusammengewürfelter Haufen, wie es sonst auch überall an einer WM so ist.
Die CMAS UW-Foto-Weltmeisterschaft findet jeweils als Live-Wettkampf statt. Dabei wird an 2 Wettkampftagen an 4 abgesperrten Tauchplätzen getaucht und fotografiert. Die Reihenfolge und die Zusammensetzung der Tauchboote werden zuvor ausgelost. Alle Fotos müssen in jpg abgegeben werden und dürfen an der Oberfläche nicht bearbeitet werden. Dabei gibt es 5 unterschiedliche Disziplinen. (Macro, Weitwinkel mit Model,Thema: Knorpelfische, Weitwinkel, Fisch) Der Ablauf ist jeweils stark reglementiert und wird von unzähligen Offiziellen und Schiedsrichtern überwacht.
Nach einer «Spionagewoche am Wettkampfort» im Juni durch Fritz war allen Schweizer Teilnehmer klar, dass da in Teneriffa nichts mit farbigem und lebendigem
Korallenriff ist. Düstere Lavafelsen und flacher Sandboden prägen die Tauchplätze. Farbige Fische sind in der Minderheit. Dafür gibt es aber super neugierige Stachelrochen, aufsässige Muränen,
viele Flötenfische und eindrückliche Fischschwärme. Das Team konnte sich so schon einen Schlachtplan zusammenstellen und war sich bewusst, dass das mit farbenprächtigen Fotos schwierig
wird.
Nach der Ankunft auf Teneriffa konnten schon enge Freundschaften mit den Teams von Frankreich, Portugal, Deutschland und Italien geschlossen werden. Jean-Raffael
(72) aus Frankreich war bereits an seiner 6. WM. Untereinander hatten wir sofort eine super Stimmung. Vor der pompösen Eröffnungszeremonie gabs eine farbenprächtige Parade aller Teilnehmer mit
vielen Fahnen und einer Gruppe von Sambatänzerinnen.
Ich und Fritz waren intensiv an der Suche nach dem besten Fotosujet, unsere beiden Models kämmten die Tauchplätze nach allem fotogenem Fischen, Schnecken, Krabben
und anderen standorttreuen Motiven ab. Nun – man brauchte gute Augen, um etwas zu finden und nicht zu verzweifeln.
Matthias hatte nur einen Tag für sein Video-Training zur Verfügung. In der öden Unterwasserlandschaft kam bei ihm wenig Stimmung auf. Pascal, sein Model, musste dann
die Show rocken. Die Idee für eine Art «Unterwasser-Music-Clip» mit «Crab-Man» war geboren.
Beide Wettkampftage waren Stress pur. Fotografieren, wenn ca. 20 Taucher gleichzeitig am selben Ort rumzappeln, sich gegenseitig im Bild stehen und in Spalten nach Makrosujets suchen, war nicht gerade das, was man sich als Fotograf wünscht.
Am Morgen des 2. Tages kam Hektik auf. Das spanische Fotografen-Team hatte massiv beschissen. (sie hatten viel mehr Luft in Ihren Flaschen als alle andern, 260 bar statt 200 bar). Es erfolgte sofort ein Protest gegen das unfaire Verhalten der Spanier, ein Unterbruch des Wettkampfs und ein grosses Chaos war die Folge. Mit Verzögerung ging’s dann weiter. Am späten Abend wurde der Protest gutgeheissen und die Spanier als Organisatoren wurden Disqualifiziert.
Ich konnte meinen Plan vom Wrack-Foto super umsetzen. Sogar zwei Delphine schwammen neben meinem Model ins Bild. Fritz kämpfte in einer Höhle mit seinem «Retro-Taucher». Sein Model «Tinu» war mit alter Fenzi-Kragenweste und einem alten Falten-Automaten unterwegs.
Für die Video-Cracks begann nach dem Tauchen und dem Drohnen-Flug dann die grosse Arbeit mit dem Schneiden des Videos. Nach insgesamt 8 Std Schnittzeit musste der Film abgegeben werden.
Am folgenden Tag wurden Fotos und Videos durch eine internationale Jury (Online auf der ganzen Welt verteilt) ausgewertet. Mit Verspätung gab es dann im Kongresszentrum von Arona eine gigantische Siegerehrung. Höchst professionell wurden in einer grossartigen Show die Medaillengewinner ausgezeichnet. Und ich wurde in der Kategorie «Weitwinkel mit Model» für mein Wrackfoto mit der Silber-Medaille ausgezeichnet. :-) «Crab-Man» Pascal gewann die Herzen der Zuschauer. Es gab aber leider keine Medaille fürs Video-Team. Bei den Videos konnte nur mit dem Thema «Umweltschutz» gepunktet werden. Mit einer genialen Party endete dann die WM gegen 03.00 Uhr. Für uns alle war dies ein einzigartiges Erlebnis.
Nun – Wochen nach der WM haben dann die Organisatoren wieder an der Rangliste rumgewerkelt. Wer nun auf welchem Platz ist, ist momentan nicht mehr ganz klar. Dies gibt nun einen bitteren Nachgeschmack einer super Woche auf Teneriffa.
Vielleicht wieder in zwei Jahren, wenn es wieder heisst «Hopp Schwiiz»
Martin Bütikofer / Fritz Liechti